Die neue Leica M EV1
Das Konzept einer Leica M-Kamera mit integriertem elektronischem Sucher EVF beflügelt seit Jahren die Vorstellungen in den einschlägigen Internetforen und befördert auch den Streit zwischen den Meinungen.
Und nun ist sie da!
Im Oktober 2025 stellt Leica die Leica mit der M EV1 die erste M-Kamera mit integriertem elektronischem Sucher vor.
Und wieder laufen die Foren heiß.
Auch ich äußere in zurück liegenden Berichten und Vergleichen, etwa mit der Leica Q2 oder Kameras der Fujifilm X-Serie, immer auch den Wunsch nach einer kompakten Kamera, die eine Kombination aus Leica-Objektiven und einem modernen Suchersystem bietet.
Leica M Summilux 35mm 1.4 ASPH vs. Fuji X-E4 und Fujinon XF 23mm 1.4
Leica M Objektive an der Hasselblad X1d II
Fujifilm X100VI versus Leica M
Leica M9 mit Leica M Summilux 35mm 1.4 ASPH vs. Fuji X-Pro3 und Fujinon XF 23mm 1.4
Leica M Summilux 35mm 1.4 ASPH vs. Fuji X-E4 und Fujinon XF 23mm 1.4
Leica Q vs Fuji X100V
Whats in your bag? (II) - Leica vs. Fuji
what’s in your bag?
In diesen Beiträgen hätte ich eine Leica M mit elektronischem Sucher befürwortet, da die Entfernungseinstellung mit dem traditionellen Messsuchersystem der Leica immer auch „problematisch“ ist. Auch wenn die Genauigkeit der mechanisch-optischen Fokussierung durch Mathematik, Spiegel und Mechanik immer fast wie ein Wunder erscheint, kann die Verwendung zur Herausforderung werden - besonders bei der Verwendung lichtstarker Objektive wie Leica Summilux und Leica Noctilux Objektiven bei offener Blende. Eine weitere Einschränkung stellt die Verwendung von Weitwinkelobjektiven dar, bei denen der Messsucher nicht den gesamten Bildbereich zeigt. und bei Teleobjektiven entspricht der im Messsucher ab abzubildende Bildausschnitt nur einem (kleinen) Teil des Messsucherfensters. Auch der Parallaxenausgleich bei Makro-Aufnahmen lässt sich mit einer Leica M schwer abbilden.
Der elektronische Sucher (EVF) bietet hier entscheidende Vorteile, er zeigt immer eine richtige Darstellung dessen, was im Bildausschnitt und Fokus steht - und was nicht. Der EVF zeigt eine exakte Vorschau des endgültigen Bildes, inklusive Schärfeebene, Belichtung und Schärfentiefe. Der EVF ermöglicht nützliche Assistenzsysteme für die Scharfeinstellung wie „Focus Peaking“ und eine Vergrößerungsfunktion zur präzisen Fokussierung. Die Dioptrieneinstellung für den Sucher zum Ausgleich von Sehschwächen kommt Brillenträgern zu Gute.
Dennoch gibt es sicher Gründe, warum der klassische Leica M Entfernungsmesser nach 75 Jahren immer noch beliebt ist, nicht nur aus Nostalgie. Mit einem M-Entfernungsmesser fühlt sich der Fotograf mit dem Motiv verbunden, weniger mit der Kamera und deren Interpretation des Bildergebnisses. Mit dem elektronischen Sucher ist sicherlich einfacher, eine genaue Fokussierung bei Offenblende zu erhalten, doch muss zur Schärfebetrachtung in der Regel in das Motiv hinein gezoomt werden (per Knopfdruck), um den Fokus zu bestätigen, in vielen fotografischen Situationen ist das sicher kein allzu großes Problem. Aber tatsächlich ist die Fokussierung mit dem Entfernungsmesser immer schneller. Insbesondere bei Weitwinkelobjektiven mit großer Schärfentiefe wird es wirklich schwierig, mit dem EVF den optimalen Fokuspunkt zu erkennen. Dies gilt auch für Standardobjektive, die abgeblendet werden, da die zunehmende Schärfentiefe die exakte Abgrenzung des Fokuspunktes erschwert.
Der optische Entfernungsmesser und das Schnittbild kam mit den Spiegelreflexkameras in den 1960er Jahren auf und verschwand fast vollständig mit dem Aufkommen spiegelloser Systeme. Dennoch bin ich mir sicher, dass der optische Entfernungsmesser bei Leica noch für lange Zeit bleiben wird. Womöglich wird man in Zukunft eine hybride Lösung sehen, bei der sich optischer und elektronischer Sucher ergänzen – ein Konzept, das Fujifilm mit der X-Pro-Serie erfolgreich umgesetzt, aber seit der X-Pro 3 nicht mehr weiterverfolgt hat.
Die Leica M EV1 ist eine bedeutende Ergänzung für das M-Portfolio und leitet ein neues Kapitel in der Geschichte der Leica M-Kameras ein. Aber sehr wahrscheinlich wird der klassische Entfernungsmesser immer das Herzstück des M-Systems bleiben.