Viele sprechen vom neuen Trend zur Analogfotografie, der sich in der Nische, in die sich die analoge Fotografie in den letzten 15 Jahren zurückgezogen hat, derzeit wieder etwas breiter macht.

Zumindest scheint beim seit 1996 kontinuierlichen Nachfragerückgang nach Kleinbild- und Rollfilmen inzwischen der Boden erreicht, wenngleich auf niedrigem Niveau. Ilford, Weltmarktführer bei Schwarz-Weiß-Filmen und Fotopapier, verkauft erstmals wieder mehr Filme als in den Vorjahren. Bei Ebay wachsen die Verkaufszahlen analoger Kameras inzwischen wieder an. Und in den Regalen gut sortierter Zeitschriftenhändler finden sich wieder Magazine zur Analogfotografie. Mit Impossible B.V. ist die Herstellung der Sofortbildfilme für Polaroid-Kameras im ehemaligen Polaroid-Werk wieder aufgenommen worden.

Die Rückkehr des analogen Films

Um die Jahrtausendwende werden die zunehmenden Vorteile des digitalen Fotografierens gegenüber dem analogen Film entscheidend für dessen Niedergang in der Fotografie. Die bestehenden Fabriken sind zu groß und für Kapazitäten ausgelegt, die nun nicht mehr nachgefragt werden. 2002 geht Polaroid pleite, der italienische Filmhersteller Ferrania folgt ein Jahr später, 2005 trifft die Insolvenz Agfa in Deutschland und Ilford in Groß-Brittanien. 2012 meldet schließlich Kodak Insolvenz an. Zu Blütezeiten waren bei Kodak 145000 Leute beschäftigt, 2012 war diese Zahl auf 8000 zurück gegangen. Innerhalb von nur 10 Jahren verdrängte die digitale Fotografie den Analogfilm, die Filmproduktion war in diesem Zeitraum um 97% geschrumpft.

Seither besetzt der analoge Film lediglich noch einen kleinen Nischenmarkt, in dem aber seit einiger Zeit wieder neue Ideen und Produkte Raum fassen.

Lomography – Instant Photography

Lomography

Die Analogfotografie ist nicht nur Nostalgie, sondern neu entstandene Firmen wie Lomography sprechen Fotografen an, die nach neuen Erfahrungen und kreativen Ausdrucksformen suchen und mittlerweile Trends setzen. Dabei erreicht Lomography mit ihren Produkten vor allem auch viele Kunden, die nicht mit der Analogfotografie aufgewachsen sind, sondern auch 20-Jährige, die bisher nie etwas von einer analogen Kamera gehört haben.

Impossible Project

Impossible Project hat vor wenigen Jahren wieder mit der Produktion von Film für Polaroid-Kameras begonnen, nachdem Polaroid die eigene Filmproduktion eingestellt hatte.

Inzwischen verkauft Impossible Project über eine Million Filme im Jahr bei steigenden Umsätzen, was mengenmäßig überhaupt nicht mit den ursprünglichen Produktionszahlen von Polaroid vergleichbar ist, aber zeigt, wie eine Technologie sich auch in der Nische behaupten kann.

Links zum Thema:

https://eu.impossible-project.com

https://www.lomography.com

http://www.filmferrania.it/german/

Wie sieht es auf dem Gebrauchtmarkt für analoge Kameras aus?

Analoge Kameras sind heute keine Alltagskameras mehr. Kleinbild-Spiegelreflex-Kameras aus dem Anwenderbereich wie die Canon AE-1 oder eine Minolta X-700 mit klassischem Sigma 35-70mm Objektiv finden keine Käufer mehr. Auf dem Gebrauchtmarkt für Kameras sind es die Spezialitäten unter den klassischen Kameras, die heute in den Fokus des Interesses rücken, außergewöhnliche Kameras und besondere Objektive, mit denen man sich als Hobby abseits der alltäglichen Digitalfotografie beschäftigt. Die analoge Groß- oder Mittelformatkamera holt man an Sonntagen aus dem Schrank, wenn man etwas Zeit und Muße hat für ein besonderes Bild.

Cambo SC 4×5 Fachkamera – Großbildfotografie

Der Einstieg in die analoge Fotografie ist heute besonders attraktiv, denn der Gebrauchtkamera-Markt ist heute immer auch ein Schnäppchenmarkt. Der Zugang zu höchster mechanischer und optischer Leistung ehemaliger Profitechnik gelingt zu einem vergleichsweise geringen Preis. Selbst die hochwertigen und seinerzeit sündhaft teuren Kameraklassiker wie eine Hasselblad 500 C/M kosten nur ein paar hundert Euro, ein Bruchteil des damaligen Ladenpreises. Ein lichtstarkes Top-Objektiv aus der alten analogen Zeit mit M42-Anschluss kostet 1/10 eines entsprechenden modernen Objektives aktueller Kamerahersteller.

Ob sich aus dem derzeit wachsendem Interesse an der analogen Fotografie tatsächlich ein interessanter Markt entwickelt, bei dem, ähnlich wie beim Oldtimer-Automarkt, hohe Preise verlangt werden können und auch bezahlt werden, bleibt abzuwarten. Derzeit liegen die erzielbaren Preise für gebrauchte analoge Kameras meistens noch deutlich unter den Vorstellungen der Besitzer.

Ferrania Film

Seit 1923 produzierte Ferrania in der Region Ligurien in Nordwestitalien sehr erfolgreiche 35mm- und 120er-Filme für den Fotografie-Consumer-Markt. Außerdem wurden günstige Kameras hergestellt, die in Italien ungefähr so erfolgreich waren, wie seinerzeit Kodak in den Vereinigten Staaten. Vor allem aber verband man mit der Marke Ferrania Kino. Die meisten klassischen italienischen Filme zwischen 1923 und 1965 auf Material von Ferrania aufgenommen.

Zwischen 1964 und 1999 gehörte Ferrania der 3M Corporation und produzierte und verkaufte Film unter verschiedensten Marken. Nach 3Ms Ausstieg kämpfte sich Ferrania durch, bis im Jahr 2010 die Maschinen abgeschaltet und die Tore geschlossen wurden.

Im Jahr 2012 klopften zwei Enthusiasten an die Türen der Fabrik und FILM Ferrania, benannt als Hommage an die usprüngliche Firma von 1923, war geboren.

Eine interessante Geschichte, nachzulesen unter http://www.filmferrania.it/german/