„Retro“ liegt auch in der Fotografie im Trend, doch es ist ein bisschen wie mit Oldtimern bei Autos:
Retro ist auch hier kein Massentrend, sondern besetzt lediglich eine kleine Nische. Und so taugen gebrauchte Kameraausrüstungen in der Regel nicht automatisch auch zur Wertanlage.

Ehemalige Spitzenmodelle unter den analogen Spiegelreflexkameras wie die Minolta X-700 oder eine gebrauchte Canon AE-1 gibt’s im Bestzustand schon für unter 30.- € bei  ebay zu ersteigern.
Woran liegt das?

Eine Minolta X-700 findet einerseits keine Interessenten, die sich diese Kamera als Sammlerstück in die Vitrine stellen. Die Kamera hat also keinen „Sammlerwert„.
Andererseits kauft kaum ein Anwender eine beliebige analoge Gebrauchtkamera. Die meisten Nutzer analoger Kameratechnik verbinden mit der Analogfotografie ein bestimmtes Gefühl und eine Leidenschaft für ein bestimmtes Kameramodell oder eine Marke.

Eine alte Leica M oder eine Hasselblad 500 stehen für solche Marken und Modelle, die heute noch Nutzer begeistern und in den Bann ziehen. Mit diesen gebrauchten Kameras wird noch immer fotografiert. Für diese analogen Kameras werden nach wie vor hohe Preise verlangt und auch bezahlt.

Trotzdem kostet selbst eine sehr gut erhaltene Hasselblad 500 C/M mit hochwertigem Zeiss Planar 80mm nur einen Bruchteil ihres damaligen Wertes. Wer heute für 1.000 € eine gebrauchte Hasselblad 500 C/M erwirbt, erhält immer auch ein „Schnäppchen“. Der Einstieg in die analoge Fotografie auf diesem hohen Qualitätsniveau ist vergleichsweise preisgünstig und deshalb attraktiv.

Und so kann man zwar von einem neuen Trend zur analogen Fotografie sprechen, nicht aber von einem allgemein hohem Preisniveau auf dem analogen Gebrauchtkamera-Markt. Im Gegenteil, der Gebrauchtmarkt für klassische analoge Kameras schrumpft, zwar nicht das quantitativ riesige Angebot*, aber die qualitative Nachfrage konzentriert sich auf wenige Stücke, ausgewählte Modelle und Marken.

(*In 80% aller deutschen Haushalte gibt es noch immer mindestens eine Analogkamera. Nur benutzt sie niemand mehr.)

Dem Verkäufer bleibt dann meist nur die Erkenntnis, dass die schönen Erinnerungen, die mit der Kamera festgehalten wurden, das Wertvollste daran sind und leider bei der Preisorientierung keinen Ansatz finden.